13.11.2012: Tanzania’s Vision 2025 - Will the development strategy deliver? Berlin
Liebe Afrikainteressierte,
hiermit laden wir Sie sehr herzlich zum nächsten Berliner Afrikakreis der Initiative Südliches Afrika (INISA) und der Society for International Development (SID-Berlin) in Kooperation mit dem Afrikahaus sowie dem Tanzania-Network ein:
Tanzania’s Vision 2025 - Will the development strategy deliver?
Dienstag, 13. November 2012 um 19:00 Uhr im Afrikahaus
Bochumer Straße 25, 10555 Berlin (U-Bahn Turmstraße)
Speaker: Amb. Charles Mutalemwa (Director International Growth Centre Tanzania (IGC); prev. Ambassador of Tanzania to the United Nations and the WTO)
Discussant: Jürgen Reitmaier (Advisor, Extractive Industries Transparency Initiative; prev. Africa Department, International Monetary Fund)
Moderation: Prof. Dr. Peter Waller (FU Berlin, SID-Berlin)
Die tansanische Regierung hat sich mit ihrer Entwicklungsstrategie "Vision 2025" ambitionierte Ziele gesetzt. Das Einkommen der Bevölkerung soll in den nächsten 15 Jahren auf einen mittleren Standard im internationalen Vergleich angehoben werden, die Wirtschaft soll wettbewerbsfähig und nachhaltig werden, das Bildungsniveau der Bevölkerung massiv angehoben werden, die politische Führung strebt eine funktionierende, aufeinander abgestimmte Organisation ihrer ausführenden Organe an.
Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen setzt die Regierung in erster Linie auf eine neoliberale Politik. Die Landwirtschaft soll industrialisiert, die Produktion erhöht und Bodenschätze wie Gold und Uran abgebaut werden, um weiterhin hohe Wachstumszahlen zu gewährleisten und somit die gesamtgesellschaftliche Entwicklung Tansanias voranzutreiben.
Kritiker sehen in diesen Maßnahmen blinden Aktionismus, die Gefahr unwiderruflicher Umweltschäden sowie eine Missachtung der armen Landbevölkerung. Gewinne fließen ausschließlich an eine kleine Elite, die Schere zwischen arm und reich klafft immer weiter auseinander. Korruption, Misswirtschaft und die schwache Zivilgesellschaft erscheinen als reale Hindernisse auf dem Weg zur Erreichung der "Vision 2025".
Wie realistisch ist die Zielerreichung? Wie kann den damit verbundenen Herausforderungen begegnet werden? Welche Rolle spielen die Internationale Gemeinschaft und die deutschen Partner auf dem Weg in den Wohlstand? Diese und viele weitere Fragen würden wir gerne mit Ihnen diskutieren.
Bericht zum Afrikakreis am 13.11.2012 (Andreas Baumert, INISA e.V.)
Am 13.11. begrüßte Moderator Peter Waller Charles Mutalemwa vom International Groth Center Tanzania und Jürgen Reitmaier, ehemals IWF und heute Berater für EITI, zum Afrikakreis um über die Frage „Tanzania’s Vision 2025 – Will the development strategy deliver?“ zu diskutieren. Mehr als 50 Gäste waren der Einladung von INISA, SID und Tanzania-Network gefolgt.
Charles Mutalemwa stellte Genese und Inhalt der Development Vision 2025 vor (siehe auch http://www.tanzania.go.tz/vision.htm; http://www.tanzania.go.tz/pdf/FYDP-2012-07-26.pdf ).
Er hob die drei Säulen hervor:
• High quality Livelihood
• Good Governance and Rule of Law
• A strong and Competitive Economy
Mutalemwa erläuterte die Ziele, die bis 2025 zu erreichen sein sollen (und die sich weitestgehend mit dem entwicklungspolitischen Mainstream, wie den Millenium Development Goals, decken). Er betonte, dass es sich bei der Umsetzung und Anpassung der Entwicklungsstrategie um einen Prozess handele: „If you don’t know your destination, you loose your way“. Man müsse sehen, dass Tansania nach UN-Klassifikation ein Least Developed Country ist. Auch wenn das Ziel sei, Middle Income Country zu werden, sollte bei der Auseinandersetzung mit der Vision 2025 nicht immer gleich die Frage kommen, ob Tansania es wirklich erreichen kann – „keeping an eye on the destination“ sei viel wichtiger.
Er führte aus, dass einige der Ziele sicher nicht zu erreichen sein werden. Selbst mehr als 7% Wirtschaftswachstum reichen nicht, um bis 2025 das Pro-Kopf-Einkommen auf das Niveau eines Middle Income Countries zu heben. Das Wachstum sei zudem vor allem in Sektoren, von den die Vielzahl der Armen kaum profitiert, wie Bergbau, Tourismus, Infrastrukturprojekte. Herausforderungen seien zudem die Auswirkungen auf die Umwelt sowie der Klimawandel, der sich beispielsweise auf die Elektrizitätsversorgung durch Wasserkraft auswirkt.
Auf der positiven Seite steht, dass sich die Immatrikulationen in allen Bildungsstufen deutlich erhöht haben und dass sich das Pro-Kopf-Einkommen in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt habe. Er sieht eine Erhöhung der Produktivität, mit einem weit höheren Anteil verarbeitender Industrie, einer Steigerung des Exports, einer höheren Binnensparquote und mehr ausländischen Direktinvestitionen sowie eine Verringerung der Abhängigkeit von Entwicklungshilfe als vordringlich. Wichtig für die Umsetzung sei besonders der Glaube an die Erreichbarkeit und die Unterstützung aller stakeholder, tansanischer genauso wie inter- und multinationaler.
Jürgen Reitmaier kommentiert anschließend die Ausführungen zur Vision. Er verwies zunächst auf die Vielzahl von Plänen, die bisher entstanden sind und verwies unter anderem auf die Strategien und Assessments des IWF und empfahl das Paper des International Growth Center „Growth & Structural Transformation Required to Reach Middle Income Status by 2025“, um sich die Transition in erfolgreichen Fällen und die Herausforderungen für Tansania bewusst zu machen. So verwies er beispielsweise auch auf die hintere Position Tansanias im Competitiveness Report des World Economic Forum. Während allen Zielen der Vision leicht zugestimmt werden kann, vermisst Reitmayer eine Priorisierung. Wo soll der Fokus, gerade bei der Ressourcenallokation liegen? Wenn bei Infrastruktur, dann Häfen, Straßen oder Elektrizität; wenn bei Bildung, dann bei der tertiären Bildung für den Fachkräftebedarf?
In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurden unter anderem die Fragen thematisiert, ob China die Industrialisierung bzw. die Erreichung der in der Vision 2025 dargelegten Ziele zulassen würde, wenn sie seinen Export beeinträchtigen würden; und ob die Vision ein elitäres Regierungsprogramm sei, dass die Armen ausschließe.
O-Ton Rosa K. Timm (TNW):
"Das Tanzania-Network bedankt sich nochmal für die gelungene Kooperation. Es war eine spannende Erfahrung für uns erstmals mit INSA und der SID zu kooperieren und wir hoffen auf weitere solche Gelegenheiten in der Zukunft."“
Weiterführende Quellen:
Weitere Informationen zum Netzwerk für Wirtschaftsforschung International Growth Centre (IGC) und Amb. Charles Mutalemwa: www.theigc.org/people/charles-k-mutalemwa
http://www.imf.org/external/country/tza/index.htm
http://unpan1.un.org/intradoc/groups/public/documents/idep/unpan002404.pdf
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